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Der erste Beweger

Mitteldeutsche Zeitung Merseburg 27. Juni 2025

Bernd Rudolph hatte 2022 die Idee für Lesepaten, die Grundschülern helfen

Daraus ist mittlerweile ein großes Netzwerk entstanden.

BAD LAUCHSTÄDT/MZ. „Ich kann jedem nur raten, etwas mit jungen Leuten zu machen. Es ist lebensspendend.“ Bernd Rudolph weiß, wovon er spricht. Der frühere evangelische Pfarrer von Bad Lauchstädt, der in den kommenden Tagen seinen 80. Geburtstag begeht, ist der Initiator eines der erfolgreichsten Ehrenamtsprojekte für Kinder, die es im Saalekreis gibt: die Lesepaten. Oder die Lesementoren, wie das Projekt heißt, seit es unter dem Dach des Freundeskreises Literatur Merseburg eine Vereinsheimat gefunden hat. Dessen Vorsitzender Dietmar Eißner berichtet: „Wir sind derzeit etwa 70 Lesepaten, haben mehr als 100 Kinder an 20 Grundschulen in Betreuung.“ Im 1:1-Format bringen sie Abc-Schützen, die mit dem Alphabet kämpfen, das Lesen bei. Die Idee dazu hatte Rudolph vor drei Jahren. Also wandte er sich an die Grundschule in Bad Lauchstädt und rannte dort offene Türen ein. Schulleiterin Andrea Heidrich hat mittlerweile acht Lesepaten im Haus und ist begeistert: „Wir brauchen jeden einzelnen Helfer. Es ist toll, dass die Lesepaten immer mehr werden.“ Die 1:1-Betreuung mache den Kindern Mut. Wenn sie mit den Lesementoren üben, würden sie nicht verzweifeln, weil sie nicht vor so großem Publikum wie in der Klasse lesen müssten. Die Mentoren seien für sie wie Partner, die auch bei der Auswahl des Lesestoffs auf die Interessen der Schüler eingingen. „Die Kinder gehen gern dahin: Sie haben alle Erfolg.“ Rudolph kann das bestätigen. Kurz vor den Sommerferien findet in der Grundschule am Roten Platz der Vorausscheid für den Vorlesewettbewerb statt. Der Pfarrer ist als Juror dabei, eines seiner Patenkinder als Teilnehmer. Drei Kindern hat der Bald-80-Jährige in diesem Schuljahr geholfen, Silben zu Wörtern formen zu können. „Man leidet alsMentor mit den Kindern mit, die sich mitden Buchstaben und Silben abmühen.“Man erlebe, wie viel Arbeit für sie im Lesenlernen steckt. Der Initiator der Lesepaten erlebtbeim Vorlesewettbewerb eine Überraschung. Andere Lauchstädter Lesementorinnen, Vereinschef Eißner, Bürgermeister Christian Runkel, SchulleiterinHeidrich und die Kulturverantwortlichedes Kreises, Petra Sauerbier, ehren ihnfür seine Verdienste. „Du bekommst vonuns die höchste Auszeichnung, die wirzu vergeben haben, und darfst dich jetzt„Merseburger Zaubersprecher„ nennen“,erklärt Eißner. Dazu gibt es einen Büchergutschein und eine Tomatenpflanze. Das schönste Geschenk, sagt Rudolph, seien aber vor allem die zahlreichen anderen Lesepaten, die sich gefunden haben. „Ich bin überglücklich, wie essich entwickelt hat.“ Die Lesementoren suchen weiter ehrenamtliche Mitstreiter. Die nächste Schulung findet am 16. August statt. Interessenten können sich per E-Mail melden an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.